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Sebastian

Wie Kühe zu ihren Namen kommen

Aktualisiert am 11.07.2018 in Kulturleben

Kuh im Stall des Gintherhofs

Sie heißen Alma, Berta oder Wetty, manchmal auch Donau oder Isar. Die Namensvergabe folgt bei Milchkühen ganz eigenen Regeln – und ermöglicht eine tiefere Beziehung zu den Tieren, wie der Brixentaler Bauer Josef Fuchs erklärt.

Familie Fuchs hat seit zehn Jahren einen bekannten Skistar im Stall stehen. Wie das geht? Als Milchkuh „Schildi“ zur Welt kam, war Sohn Martin sechs Jahre alt und ein großer Fan der damaligen österreichischen Skirennläuferin Marlies Schild. Da seine Eltern ihm das kleine Kalb schenkten, durfte er sich den Namen aussuchen. Und der kleine Junge musste nicht lang überlegen.

Es ist Tradition, dass Milchkühe Namen bekommen, so wie bei Familie Fuchs auf dem Biobauernhof Fleckl im Brixental. Und es gibt viele, manchmal kuriose Regeln, nach denen die Bauern die Namen vergeben. Während das Vieh in der industrialisierten Massentierhaltung, wo hunderte Kühe dicht an dicht im Stall stehen, oft nur noch mit Nummern versehen wird, pflegen kleine bäuerliche Betriebe noch den individuellen Umgang mit den Tieren. In Tirol, das landwirtschaftlich von kleinen Bergbauernhöfen geprägt ist, werden Milchkühe also meist noch mit Namen angesprochen.

Weil Sohn Martin (damals sechs Jahre alt) ein großer Fan der damaligen österreichischen Skirennläuferin Marlies Schild war, taufte Familie Fleckl eine ihrer Milchkühe „Schildi“.Weil Sohn Martin (damals sechs Jahre alt) ein großer Fan der damaligen österreichischen Skirennläuferin Marlies Schild war, taufte Familie Fleckl eine ihrer Milchkühe „Schildi“.

„Der Name eines Kalbes hat bei uns meist einen Bezug zur Mutter“, sagt Bauer Josef Fuchs, der auf dem Flecklhof für das Vieh zuständig ist. In der Regel würde der Name den selben Anfangsbuchstaben haben, wie jener der Mutter. „So behält man die Abstammung im Auge“, sagt der 48-Jährige. „Das ist wichtig, denn die Jungen haben meist die gleichen Macken wie die Alten. So ähnlich wie bei den Menschen.

30 Rinder hat Josef Fuchs in seiner Obhut, 14 davon sind Milchkühe. Sie heißen Wilma, Wetty, Erna oder Gretel. Einige sind auch nach typischen Alpenblumen wie Edelweiß oder Enzian benannt. „Frauennamen waren früher gar nicht so üblich“, sagt Fuchs. Stattdessen hätte man schon mal eine Donau oder Salzburg im Stall vorgefunden. Städte- oder Flüssenamen seien bei Kühen durchaus verbreitet gewesen.

Die auf manchen Höfen übliche Gepflogenheit, Rinder nach Familienmitgliedern zu benennen, kommt für Josef Fuchs nicht in Frage. „Es kann immer vorkommen, dass Frauen nicht gut darauf zu sprechen sind, auf den selben Namen wie eine Kuh zu hören“, sagt er und lacht, teilweise auch heute noch.

Fuchs kennt jede einzelne seiner Milchkühe, ihre äußerlichen Eigenheiten und Charakterzüge. „Man bekommt eine andere Beziehung zu den Tieren, wenn man sie immer mit Namen anspricht“, sagt er. Die Kühe hätten das gern, sie würden ihre Namen kennen und sich angesprochen fühlen. „Sie sind dann auch handzahmer“, so Fuchs. Scheue Rinder, die Angst haben, könnten gefährlich werden.

Familie Fleckl vermietet auf ihrem Flecklhof auch zwei Ferienwohnungen – der weite Blick in die Kitzbüheler Alpen ist inklusive.Familie Fleckl vermietet auf ihrem Flecklhof auch zwei Ferienwohnungen – der weite Blick in die Kitzbüheler Alpen ist inklusive.

Jetzt, im Frühsommer, sind die Kühe auf der Alm in der Kelchsau, eine Gemeinschaftsalm, die sich Familie Fuchs mit anderen Bauern teilt. 50 Kühe grasen dort oben auf 1.400 Meter Meereshöhe, ein Senner kümmert sich ums Melken. Fällt der Abschied beim Almauftrieb manchmal schwer? Nein, das sei eigentlich ganz angenehm, sagt Bauer Fuchs. „Im Frühjahr wird es oft stressig. Da kommen wir mit der Arbeit kaum mehr zurecht.“ Sich nicht jeden Tag um die Kühe kümmern zu müssen, sei eine Erleichterung.

Josef Fuchs betreibt die Milchkuhhaltung vor allem aus Leidenschaft. Und, weil er die Landwirtschaft erhalten will. „Wenn wir aufhörten, würde keiner weitermachen“, sagt er. Durch den niedrigen Milchpreis sei das Geschäft eigentlich völlig unrentabel. Die anderen wirtschaftlichen Standbeine des Hofs, vor allem die Vermietung der zwei Ferienwohnungen, würden etwaige Verluste aber auffangen. Zum Glück für die Kühe. Zur Freude der Familie.

Der Berliner Journalist und Fotograf sieht Tirol aus den Augen des Urlaubers, auf den die Berge eine geradezu magische Anziehungskraft haben. Wandern und Bergsteigen sind für ihn das reine Glück. Da findet der Großstädter in seine Mitte zurück.

Sebastian
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