Blog
Kategorien
Kaspressknödel, © Tirol Werbung / Rodler Ilvy
Essen & Trinken
Sepp Kahn, Almliterat, © Bert Heinzelmeier
Menschen
Imster Schemenlaufen, © Tirol Werbung / Aichner Bernhard
Kulturleben
Swarovski Kristallwelten, © Tirol Werbung / Moore Casey
Empfehlungen
Kinder am Fluss, © Tirol Werbung / Herbig Hans
Familie
Olperer Hütte, © Tirol Werbung / Schwarz Jens
Unterhaltung
Great Trail , © Tirol Werbung / Neusser Peter
Sport
Cover Winter 2023
Magazin
Jagdhausalmen im Osttiroler Defereggental. Foto: Tirol Werbung.
Serien
Steffen

MTB Region im Check: Kirchberg in Tirol

Aktualisiert am 11.07.2018 in Sport

Im Tiroler Unterland, eingebettet in die sanften Grasberge der Kitzbühler Alpen, liegt Kirchberg. Die Gegend ist Mountainbikern nicht zuletzt dank Kurt Exenbergers Bikeacademy, die hier beheimatet ist, ein Begriff. Zudem lebt und trainiert Mountainbike-Weltcupsiegerin Lisi Osl auf den Trails der Region. Grund genug, sich Kirchbergs Streckenangebot genauer anzusehen.

Regenwetter und ein relativ später Saisonstart der Fleckalmbahn verzögerten den Locationcheck in Kirchberg leider um ein paar Wochen. Doch an einem Montag Ende Juni war es soweit. Der Wetterbericht versprach nach gefühlten Monaten des Dauerregens endlich Besserung. Also das Trailbike ins Auto gepackt und los ging es. Die Bikewahl ist in Kirchberg entscheidend, denn der Ort bietet mit der Gaisberg- und der Fleckalmbahn zwei befahrbare Berge, deren Strecken unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Downhiller erschien mir übertrieben, daher fiel die Wahl auf das Allmountain Fully mit 150 mm Federung und Singlecrown Gabel. Wie sich herausstellen sollte, die perfekte Wahl.

Die Anreise

Kirchberg liegt verkehrstechnisch sehr günstig. Vom Großraum München aus ist es in gut anderthalb Stunden einfach über die Autobahn über Wörgl erreichbar. Aus Innsbruck kommend dauert es nur rund eine Stunde mit dem Auto. Praktischerweise lässt sich Kirchberg auch bequem mit dem Zug bereisen. Zwei Stunden dauert die Fahrt aus München (mit Umsteigen in Wörgl) nur etwas mehr als eine Stunde benötigt der Regionalexpresszug aus Innsbruck. Vom Bahnhof aus sind beide Bahnen auch mit dem Downhillbike problemlos erreichbar. Ein paar Minuten pedalieren lassen sich halt nicht ganz vermeiden.

Unterkunft & Service

In Kirchberg und Umgebung gibt es unzählige Hotels, allerdings ist die Gegend nicht unbedingt für günstige Herbergen bekannt. Der Nobelskiort Kitzbühel liegt schließlich gleich nebenan. Die Homepage des örtlichen Tourismusverbandes bietet einen guten Überblick. Unter den Angeboten finden sich auch ausgewiesene Bikehotels. Campen oder übernachten auf den Parkplätzen der Bahnen ist leider nicht gestattet. Dafür stehen in Brixen sowie am Schwarzsee bei Kitzbühel nur wenige Autominuten entfernt Campingplätze zur Verfügung: www.camping-brixen.at und www.bruggerhof-camping.at

Gute Unterkünfte für Mountainbiker gibt’s in Kirchberg genügend.
, © Tirol Werbung, Michael WerlbergerGute Unterkünfte für Mountainbiker gibt’s in Kirchberg genügend. © Tirol Werbung, Michael Werlberger

Mit der Bikeacademy stehen in Kirchberg, direkt an der Talstation der Fleckalmbahn, seit nunmehr 16 Jahren echte Profis zur Verfügung. Das dort beheimatete Ghost Testcenter garantiert Top-Leihbikes. Die Auswahl an Modellen ist riesig – vom Downhiller übers Fatbike bis hin zum 20 Zoll Kinder-MTB. Die Preise sind sehr fair und rangieren etwa für ein solides Enduro-Geschoss bei rund 50 Euro pro Tag. Zudem bietet die Bikeacademy eine ganze Reihe an Fahrtechnikkursen und Guidings an. Und dort ist man in den allerbesten Händen. Immerhin ist Academy-Mastermind Kurt Exenberger auch Trainer des österreichischen Mountainbike-Nationalteams.

Bikeacademy-Gruppe nahe der Fleckalm.
, © Tirol Werbung, Michael WerlbergerBikeacademy-Gruppe nahe der Fleckalm. © Tirol Werbung, Michael Werlberger

Waschstation bei der Bikeacademy.
, © Tirol Werbung, Michael WerlbergerWaschstation bei der Bikeacademy. © Tirol Werbung, Michael Werlberger

Trails

Wie eingangs erwähnt, bietet Kirchberg mit dem Fleckalmtrail und dem Gaisberg- sowie dem Lisi Osl-Trail zwei befahrbare Berge an. Die drei Trails sind sehr unterschiedlich und daher ist die Bikewahl entscheidend.

Lisi Osl Trail: Perfekt für die Aufwärmrunde

Zum Start habe ich mir den Gaisberg vorgenommen. Mit der Vierer-Sesselbahn geht es bequem nach oben. An der Bergstation hat man die Wahl: rechts hinunter führt der Lisi Osl Trail, benannt nach der großen Tochter der Region, die als bislang einzige Österreicherin den MTB-Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte. Osl ist Crosscountry Spezialistin, dem trägt der nach ihr benannte Trail Rechnung. Auf 2,3 Kilometern Länge überwindet er 450 Höhenmeter.

Laut Homepage der Bergbahnen bringt der Lisi Osl Trail „die Pulsuhr aller anspruchsvollen Downhiller zum Anschlag“. Das kann aber getrost ins Reich der Legenden verbannt werden, ebenso wie die Tatsache, dass Downhiller Pulsuhren tragen würden. Manchmal sollte man einfach nicht zu viel versprechen. Denn der Lisi Osl Trail hat durchaus seinen Charme, allerdings sicher nicht mit Doppelbrücke und Vollmontur. Die Strecke bietet Flow und jede Menge Kurven. Allerdings ist sie eher für wendige Fullys mit Singlecrown Gabel oder eben XC Hardtails gebaut, als für Downhiller.

Trail-Einsteiger werden hier jedoch viel Spaß haben. Es ist die perfekte Strecke, um erste Erfahrungen mit Anliegern und leichten Stufen oder Wurzeln zu machen. Steilere Passagen können auch bequem am Forstweg umfahren werden. Der Trail wurde so angelegt, dass er auch bei Regen problemlos befahrbar ist und nicht zur Schlammschlacht mutiert. Mir persönlich genügte eine Abfahrt am Lisi Osl Trail. Es war die perfekte Aufwärmrunde, bevor es rüber zum Downhill Track auf der linken Seite des Gaisbergs ging.

Mountainbiker bei der Bergstation des Sessellifts auf den Gaisberg.
, © Tirol Werbung, Michael WerlbergerMountainbiker bei der Bergstation des Sessellifts auf den Gaisberg. © Tirol Werbung, Michael Werlberger

Gaisberg Trail: Netter Downhill-Trail

Er ist das Angebot der Region an die Downhiller. Kleinere Holzbauten bringen Airtime, ohne zu überfordern. Knackiger sind hingegen die steilen Passagen. Wobei sicher erschwerend hinzukam, dass der Boden beim Lokalaugenschein durch den Dauerregen bereits völlig durchweicht war. Doch von früheren Besuchen weiß ich, dass es ein paar Stellen gibt, die auch bei Schönwetter kaum trocknen.

Insgesamt ist der Downhill Trail auf dem Gaisberg nett, aber auch kein Knaller. Trotz mehrmaliger Besuche blieb mir bis heute keine wirklich markante Stelle in Erinnerung. Sehr kritisch gesagt ist es der „Trail ohne Eigenschaften“. Man hat den Eindruck, hier wurde nicht nach dem Gesichtspunkt gebaut, eine möglichst gute Strecke anzubieten, sondern dort, wo niemand etwas dagegen hatte. Wobei das Urteil nicht zu harsch ausfallen soll. Natürlich hat der Gaisberg alles, was zu einem Downhill gehört, immerhin fand hier auch schon eine Staatsmeisterschaft statt. Wer aber wirkliches Downhill-Feeling sucht, wird am Gaisberg nicht ganz auf seine Kosten kommen. Dazu ist ein Trail alleine auch zu wenig. Und der Lisi Osl Trail ist einfach keine Alternative für Dowhiller, weil der eher Einsteiger anspricht. Bleibt noch der Fleckalm-Trail…

Fleckalm Trail: Fahrspaß pur!

Nach dem Gaisberg wechselte ich hinüber zur Fleckalmbahn. Entweder man verlädt das Bike ins Auto fährt die zwei, drei Minuten zur anderen Talstation oder man pedaliert die kurze Strecke. In den alten Gondeln, die durchaus Charme haben, geht es in einer schier endlosen Fahrt den Berg hoch. Aber nicht mehr lange: Nächstes Jahr werden hier bereits neue, vollverglaste 8er-Gondeln ihren Dienst tun, wie der freundliche Liftwart mitteilte. Der Fleckalmtrail ist mit 7,7 Kilometern Länge und einer Höhendifferenz von mehr als 1.000 Metern Tirols längster Singletrail.

Fahrspaß pur am Fleckalmtrail.
, © Tirol Werbung, Michael WerlbergerFahrspaß pur am Fleckalmtrail. © Tirol Werbung, Michael Werlberger

Nachdem der kommunikative Herr am Lift von den Rennen, die hier an den vergangenen Wochenenden stattgefunden hatten, berichtete, war die Erwartungshaltung etwas gedämpft. Wie würde ein naturbelassener Trail, den gerade mehr als 800 Rennteilnehmer hinuntergepflügt waren, nach dem Wetter wohl aussehen? Weil es meine erste Fahrt am Fleckalmtrail war, gestaltete sich die Suche nach dem Einstieg nicht ganz einfach. Hier wäre dringend an der Beschilderung zu arbeiten. Denn man muss die ersten Minuten am Forstweg zurücklegen, um zum Trail zu gelangen. Die Reifenspuren vom Rennen am Vortag wiesen den Weg. Ab dem Start war die Beschilderung aber wieder top. Überhaupt hat sich mein Kirchberg-Erlebnis ab den ersten Metern am Fleckamtrail komplett gewandelt. Was Kurt Exenberger und Co. hier gebaut haben, ist Fahrspaß pur.

Es geht zuerst durch ein hoch gelegenes Waldstück am Pistenrand. Bei Nässe sind die Wurzeln nicht zu unterschätzen, aber mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit ist der Trail auch nass problemlos fahrbar. Nach einem kurzen Transfer über eine Forststraße und Skipiste geht es weiter über Almwiesen. Fast schon episch mäandert das braune Trail-Band durchs satte Grün. Linkerhand bietet sich ein traumhaftes Panorama in Richtung Wilder Kaiser. Wer will, kann das Bike hier richtig laufen lassen und mit schierer Schallgeschwindigkeit hinunterfetzen. Die Holzbrücken über die Weidezäune dienen als lässige Kicker die ordentlich Airtime bringen. Aber Vorsicht: man landet im Flachen und bisweilen auch in Kuhfladen.

Am Ende des Almwiesenparts warten noch ein paar Anlieger und ein kleiner Table, bevor es zum völligen Szenerie-Wechsel kommt. Von der sonnigen Alm in den finsteren, feuchten Wald. Nun schlängelt sich der Trail, zum Teil auf Holz gebaut, den steilen Waldhang entlang. Aufgrund des Wetters war dieser Teil völlig verschlammt, aber dennoch sehr lustig zu fahren. Die vielen Wurzeln sind herausfordernd, machen aber richtig Spaß. Für Anfänger ist dieser Teil allerdings sicher nicht geeignet. Auch Downhiller werden hier ins Schwitzen kommen, da immer wieder kurze Gegenanstiege zu meistern sind. Das Allmountain oder Enduro ist für den Fleckalmtrail sicher die beste Wahl. Auf halber Strecke kurz vor der Fleckalm wartet eine besonders schnelle Passage, die wirklich jedem Biker ein Grinsen ins Gesicht zaubert.

Flowige Waldstücke am Fleckalm Trail. 
, © Steffen AroraFlowige Waldstücke am Fleckalm Trail.  © Steffen Arora

Wer zwischendurch eine Pause braucht, dem sei die Fleckalm empfohlen. Das Essen ist großartig, die Preise sind in Ordnung – 15 Euro für Kasspatzeln, Salat und Weizenbier. Und die Wirtin ist ausgesprochen freundlich, selbst wenn man als völlig verdreckter Radler um Einlass bittet. Nach der Stärkung geht es weiter über flowige Anlieger und Sprünge. Bei Trockenheit wäre hier mehr Speed möglich gewesen, aber auch im gemütlichen Tempo macht die Passage enorm Spaß. Fortan wird das Terrain im waldiger. Bisweilen wähnt man sich an der kanadischen Westküste – knorrige, alte Bäume, mit Moos bewachsen und das satte Grün des Waldbodens ergeben eine mystische Melange.

Der Trail wird Meter für Meter noch besser und entlockt selbst dem introvertiertesten Fahrer hin und wieder freudige Juchzer. Wer allerdings nasse und schlammige Wurzeln nicht mag, sollte den Wetterbericht studieren, bevor er den Fleckalmtrail in Angriff nimmt. Denn es braucht schon ein paar Tage Sonnenschein, bis die Teilstücke im Wald trocknen. Die durchschnittliche Fahrtzeit für den Trail beträgt eine halbe Stunde. Danach spürt man die 1.100 Meter schon in Armen und Beinen, aber das Grinsen im Gesicht wird tagelang anhalten. Selten bin ich einen abwechslungsreicheren und spaßigeren Trail gefahren. Großes Lob auch an die Instandhalter – nach zwei Rennwochenenden war die Strecke weder zerbombt noch ausgefahren.

Hier stellt Kurt Exenberger übrigens den von ihm gebauten Fleckalmtrail vor:

 

Das Fazit zu den drei Trails in Kirchberg: Der Lisi Osl Trail ist ein gutes Anfängerangebot, das erfahrene Biker aber nicht vom Hocker wirft. Der Gaisberg Trail ist für Downhiller okay, aber den Fleckalmtrail zähle ich zweifelsohne zur absoluten Königsklasse der Trails. Viel besser kann man einen naturnahen Singletrail nicht anlegen. Hier wurde wirklich mitgedacht und das merkt man am Fahrspaß.

Preis

Die 4-Stundenkarte für Gaisberg und Fleckalm – also drei Trails – schlägt mit 37 Euro zu Buche, die Tageskarte für beide Lifte sogar mit 44 Euro. Das ist meiner Meinung nach recht teuer für das Angebot. Das Tagesticket nur für den Fleckalmtrail kostet immer noch 38,50 Euro. So toll der Trail ist, dieser Preis ist doch sehr hoch. Eine überlegenswerte Alternative für Wiederholungstäter in Kirchberg ist daher sicherlich die Saisonkarte (199 Euro, Stand 2017).

Events

Dank der Bikeacademy ist in Kirchberg viel los. Den ganzen Sommer über werden Kurse, Camps und Events geboten. Einen Überblick findet ihr auf der Website der Bikeacademy. Jährliches Highlight in der Region ist das KitzalpBike Festival. 2015 war Kirchberg sogar Austragungsort für die erste offizielle Mountainbike Enduro-Europameisterschaft.

In Kirchberg fand die erste Europameisterschaft für Enduro-Mountainibiker statt. 
, © Tom BauseIn Kirchberg fand die erste Europameisterschaft für Enduro-Mountainibiker statt.  © Tom Bause

Fazit

Kirchberg besticht durch landschaftliche Schönheit und außergewöhnlich freundliche Menschen sowohl bei den Bergbahnen, als auch in den Gaststätten. Obwohl es derzeit „nur“ drei Trails gibt, ist hier für jeden Fahrertyp die passende Strecke dabei – vom Trail-Novizen bis zum Endurofahrer, der Gas geben will. Nicht umsonst gab’s hier die Europameisterschaft in dieser Disziplin. Eine wahre Perle ist der Fleckalmtrail. Für mich persönlich zählt er zu den Top fünf Trails in Tirol und ist auf jeden Fall einen Tagesausflug wert.

Der passionierte Downhill-Biker Steffen Kanduth erobert die Berge am liebsten talwärts und mit viel Tempo.

Steffen
Letzte Artikel von Steffen
Alle Artikel von Steffen
1 Kommentar verfügbar
Kommentar verfassen

Einfach weiterlesen

nach oben

Der Berg ruft? Unser Newsletter auch!

Im wöchentlichen Newsletter verraten wir Ihnen die besten Urlaubstipps aus Tirol.