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Irene Prugger

Almgeschichten: die Außermelang Alm in der Wattener Lizum

Aktualisiert am 14.06.2023 in Kulturleben, Fotos: Jörg Koopmann

Aussermelan-Alm

Bei einem Ausflug auf die Außermelang Alm in den Tuxer Alpen wiegt der Rucksack beim Abstieg meist schwerer als beim Aufstieg. In der Sennerei des hübschen Almdorfs kann man nämlich feine Spezialitäten erwerben. Der Wattentaler Almkäse ist weitum bekannt und räumt regelmäßig Preise ab. Auch das „Tiroler Almschwein“ gedeiht hier prächtig.

Das von alters her überlieferte Wort Lizum bedeutet „Almgebiet am Talschluss“. Hier ist das Ende jedoch auch ein Anfang: Wo die Hütten des kleinen Almdorfs von Außermelang sich auf 1.850 Meter Seehöhe zu einem Nest der Geborgenheit zusammenfügen, weichen die Bergspitzen zurück und das Panorama öffnet sich zu einer wunderbaren Aussicht. Obwohl man bereits den eineinhalbstündigen Aufstieg vom Lager Walchen hinter sich hat, fühlt es sich an, als würde der Tag jetzt erst beginnen.

Thomas und Margit Klingler führen die Sennerei auf der Außermelang Alm. Sechs Bauern, deren Kühe auf den Wiesen ringsum weiden, liedern die Milch.Thomas und Margit Klingler führen die Sennerei auf der Außermelang Alm. Sechs Bauern, deren Kühe auf den Wiesen ringsum weiden, liedern die Milch.

Außermelang Alm

Außermelang Alm

Wer am frühen Vormittag hier ankommt, wundert sich vielleicht darüber, dass der Geruch von Holzfeuer in der Nase kitzelt. Es ist ein strahlender Sommertag, wer schürt da das Feuer im Ofen? Es sind Käsermeister Ludwig Klingler und sein Sohn Thomas, die beim Käsen Traditionalisten sind. Während auf vielen Almen die Milchkessel mit Strom und Gas aufgeheizt werden, bestehen die beiden Vollblut-Almerer darauf, zu diesem Zweck ein Holzfeuer anzufachen. „Das hat man auf der Alm immer schon so gemacht und das wollen wir auch weiter so halten. Die alten Rezepte und Gepflogenheiten hatten schon ihren Sinn. Sie verleihen dem Käse das richtige Aroma“, erklären sie.

Holzofenfeuer erwärmt den Käsekessel

Ludwig Klingler war schon als junger Bursche begeistert vom Almleben und begann gleich nach der Schule mit dem Sennerberuf. Lange Zeit führte er die Genossenschaftssennerei Terfens. Zwischendurch war er einmal bei der „Tirol Milch“ angestellt, aber da war er vor allem mit dem Bedienen von Maschinen beschäftigt - nicht gerade der Herzenswunsch eines leidenschaftlichen Naturmenschen, der Wind und Wetter spüren und die Kühe weiden sehen will. Und so kam er 1999 erstmals als Senner auf die Außermelang Alm am Wattenberg. Dort wurde seit 1996 wieder gekäst, was ein großer Vorteil war, denn früher wurde die Milch zur Lizumer Alm gekarrt und dort verarbeitet. Durch die Eigenverarbeitung konnte der Transportweg wesentlich verkürzt werden.

Außermelang Alm

Außermelang Alm

Seit dem Jahr 2000 führt nun Familie Klingler auf eigene Rechnung die Sennerei auf der Außermelang Alm. Sechs Bauern, deren Kühe auf den Wiesen ringsum weiden, liefern die Milch. Mittlerweile übernahm Sohn Thomas Klingler die Sennerei, er wird dabei aber tatkräftig unterstützt von Ludwig, dessen Wissen und sensible „Gspürigkeit“ für den Käse nicht leicht zu ersetzen ist. Und Ludwig möchte noch lange nicht auf den Anblick verzichten, wenn im Käsekeller der Sennerei die Laibe in Reih und Glied stehen wie die Soldaten drunten im Lager Walchen.

Lieber Klasse statt Masse

Ludwigs Frau Margit, eine Lehrerin, ist ebenfalls almbegeistert. Sie kümmert sich in den Ferien um den Alm-Ausschank. In der kleinen Jausenstation bekommt man die Sennerei-Produkte auf appetitlichen Jausenbretteln mit frischem Bauernbrot serviert. Der gute Geschmack weckt die Begehrlichkeit: Fast jeder Gast möchte Butter und Käse zum Mitnehmen kaufen. Wenn man Glück hat, ist genug da. Die Nachfrage ist nämlich größer als das Angebot. Obwohl beachtliche 100.000 Kilo (Liter) Milch zu Käse verarbeitet und ca. 1.200 Kilogramm Butter erzeugt werden. Eine noch größere Produktion wäre in der kleinen Käseküche weder möglich noch im Sinne der Käser. Sie wollen lieber Qualität statt Masse und freuen sich gemeinsam mit den neun Almbesitzern von Außermelang, dass ihre Produkte so vielen Menschen schmecken.

Insgesamt werden pro Sommer auf Außermelang 100.000 Kilo (Liter) Milch zu Käse verarbeitet und ca. 1.200 Kilogramm Butter erzeugt.Insgesamt werden pro Sommer auf Außermelang 100.000 Kilo (Liter) Milch zu Käse verarbeitet und ca. 1.200 Kilogramm Butter erzeugt.

Außermelang Alm

Außermelang Alm

Zartes Fleisch vom Glücksschwein

„Hier lässt es sich gut leben und sein.“ Das denkt man so für sich beim Weiterwandern in Richtung Almhochleger, der sich auf 2.000 Meter und damit fast in Rufnähe zur unteren Almsiedlung befindet. Ringsum herrscht himmlische Stille, aber woher kommt plötzlich das zufriedene Grunzen? Sprechen die Kühe hier eine andere Sprache? Nein, es sind die Almschweine, prächtig genährt, rosig und vital. Auch um sie kümmert sich die Familie Klingler.

Vor ein paar Jahren wurde auf Außermelang mit der Schweinehaltung begonnen. Damit gewinnt man zartes Schweinefleisch und erhöht das Einkommen, denn das „Tiroler Almschwein“ ist eine begehrte Marke. Gleichzeitig findet die Sennerei-Molke sinnvolle Verwendung, mit der die Schweine gefüttert werden. Der Schweinestall wurde etwas abseits des Almzentrums errichtet, so können die vierbeinigen Gäste, die so ihre eigenen Gewohnheiten haben, den Sommer auf Außermelang weitgehend ungestört genießen. Richtige Glücksschweine eben.

Vor ein paar Jahren wurde auf Außermelang mit der Schweinehaltung begonnen. Damit gewinnt man zartes Schweinefleisch und erhöht das Einkommen, denn das „Tiroler Almschwein“ ist eine begehrte Marke.Vor ein paar Jahren wurde auf Außermelang mit der Schweinehaltung begonnen. Damit gewinnt man zartes Schweinefleisch und erhöht das Einkommen, denn das „Tiroler Almschwein“ ist eine begehrte Marke.

Der Rucksack ist bereits mit Käse gefüllt, aber wie kommt man jetzt zum zarten Fleisch? Das wird im Fall der Außermelang Alm in den Geschäftsfilialen der Firma Hörtnagl vermarktet. Die Schweine merken von solch heimtückischen Absichten nichts. Sie kuscheln sich wohlig zusammen, haben vermutlich gerade Mittags- oder Nachmittagspause und ein kleines Schläfchen kann nicht schaden. Auch das schöne Leben macht schließlich rechtschaffen müde!

 

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Irene Prugger ist Schriftstellerin und freie Journalistin. Neben ihren literarischen Publikationen (Romane, Kurzgeschichtenbände, Hörspiele) veröffentlichte sie auch drei erfolgreiche Almbücher, darunter: „Almgeschichten – vom Leben nah am Himmel“ (Löwenzahn Verlag).

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